Business Model Canvas: Businessplan für den Blog im Miniformat

Gastartikel von Andreas Mühlbauer

Business Model Canvas der Business Plan für den kleinen Blog
Business Model Canvas der Business Plan für den kleinen Blog

Woran denkst du beim Begriff Businessplan?

Ich denke an seitenlange Dokumente, die ohne Punkt und Komma geschrieben sind. An Sätze, die man dreimal lesen muss, bis man sie versteht. An stundenlange Meetings ohne Resultat. Vor allem denke ich aber an Konzepte, die kein Mensch lesen will.

Geht es dir genauso?

Zerreiß deinen Businessplan, hier kommt das Business Model Canvas!

Was ist das Business Model Canvas?

Auch Alexander Osterwalder hatte die Nase voll. In seiner Arbeit als Berater für Führungskräfte und Startups war er Tag für Tag mit seitenlangen und staubtrockenen Businessplänen konfrontiert. Mit nicht enden wollenden Papierstapeln, die kein Mensch lesen und erst Recht niemand schreiben will. Deshalb fasste er kurzerhand einen Entschluss. Den Entschluss es in Zukunft besser zu machen. Kurz darauf hat er das Business Model Canvas erfunden. Erstmals 2005 im Buch Business Model Generation veröffentlicht, hat es schnell hohe Wellen geschlagen und gilt heute als die moderne und vor allen Dingen kompakte Version des Businessplans.

Das Business Model Canvas ist im Wesentlichen eine Vorlage, die du dir an vielen Stellen im Internet kostenlos herunterladen kannst. Unter anderem zum Beispiel hier auf Wikipedia. Die Vorlage hilft dir dabei, dein Geschäftsmodell zu visualisieren und zu bewerten, ob dieses aus unternehmerischer Sicht sinnvoll ist.

Das Business Model Canvas am Beispiel eines Blogs

Das Business Model Canvas besteht aus 9 Feldern, die im Wesentlichen mit den Bestandteilen eines Businessplans übereinstimmen. Im Folgenden erkläre ich dir die einzelnen Elemente anhand des Geschäftsmodells eines Blogs.

Zielgruppe (Customer Segments)

Am Anfang steht immer die Zielgruppe. Jedes Unternehmen hat eine bestimmte Zielgruppe oder ist auf der Suche nach Marktsegmenten, die einen hohen Nutzen durch ihre Produkte und Dienstleistungen haben. Deine Zielgruppe ist eng mit dem Nutzen-Versprechen verbunden, denn bestimmte Personengruppen haben natürlich ihre ganz eigenen Probleme, die es zu lösen gilt.

Viele angehende Blogger sind der Meinung, dass sie sich besser nicht auf eine bestimmte Gruppe von Lesern fokussieren sollten, um die mögliche Anzahl an Lesern nicht zu verringern. Leider ist das Gegenteil der Fall: Wenn du für alle schreibst, schreibst du für niemanden.

Wertversprechen (Value Proposition)

Das Wertversprechen ist das Herzstück des Business Model Canvas. Es soll die Frage beantworten, welchen konkreten Mehrwert du deiner Zielgruppe lieferst. Eigentlich ist diese Problem-Lösen-Geschichte nichts Neues, trotzdem wird diese fundamentale Wahrheit zu gerne übersehen: Erfolgreiche Unternehmen von Amazon bis Zalando sind wahre Meister darin, die Probleme ihrer Kunden zu erkennen und passgenaue Lösungen anzubieten.

Auch wenn du einen einfachen und schnellen Weg suchst, um einen erfolgreichen Blog aufzubauen und darüber Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen, musst du ein Problem einer Zielgruppe lösen.

Hier sind einige Beispiele für Wertversprechen:

  • Hilfst du deinem Leser, das Hamsterrad zu verlassen?
  • Zeigst du ihm, wie er sich besser zu ernähren kann?
  • Gibst du ihm eine Anleitung, sich nebenberuflich selbständig zu machen?
  • Oder hilfst du ihm, eine Steuererklärung in unter 5 Minuten zu machen?

Wertschöpfende Aktivitäten (Key Activities)

Das Feld Wertschöpfende Aktivitäten soll die Frage beantworten, welchen Tätigkeiten du unbedingt nachgehen musst, um dein Geschäftsmodell in die Tat umzusetzen.

Als wertschöpfende Aktivität fällt dir als Blogger mit Sicherheit als Erstes das Schreiben von Blogartikeln ein. Tatsächlich verbringst du als Blogger allerdings nur einen Bruchteil deiner Zeit mit dem Verfassen von Texten.

Daneben fallen viele weitere Aufgaben an, die du auf keinen Fall vernachlässigen solltest:

  • Content-Seeding auf Partnerseiten, in Communitys und auf sozialen Netzwerken
  • Beantworten von Kommentaren und E-Mails
  • Technische Pflege und Weiterentwicklung deines Blogs
  • Aufbau von Partnerschaften und Kooperationen zu anderen Bloggern
  • Suchmaschinenoptimierung

Ressourcen (Key-Ressources)

Mit Ressourcen sind nicht nur physische Ressourcen wie Mitarbeiter, ein Büro oder Kapital gemeint, sondern auch immaterielle Ressourcen wie bestimmte Fähigkeiten, Wissen oder Beziehungen, die du für deine wertschöpfenden Aktivitäten brauchst.

Als Blogger kommst du, von einem Laptop mit Internetzugang mal abgesehen, ohne Ressourcen aus – könnte man denken. Stimmt aber nicht ganz: Als Blogger sind deine wichtigsten Ressourcen dein Wissen und deine Kenntnisse einer bestimmten Zielgruppe.

Vertriebs- und Kommunikations-Kanäle (Channels)

Nachdem du deine Zielgruppe definiert hast, ist die zentrale Frage, wie du diese nun erreichen kannst. Deshalb listest du in den Channels alle relevanten Kanäle auf, mit denen du dein Wertversprechen zu deinen Kunden bringen kannst.

Da ein Blog in erster Linie ein Kommunikationsmedium darstellt, reden wir in Bezug auf Kanäle eher über Kommunikations-, als über Vertriebskanäle. Kommunikationskanäle sind zum einen dein Blog, zum anderen soziale Netzwerke, Suchmaschinen und deine E-Mail-Liste. Daneben solltest du auch andere, thematisch ähnliche Blogs als Kommunikationskanäle in Betracht ziehen.

Partner (Key Partners)

Als Unternehmer kommst du früher oder später an den Punkt, dass du nicht mehr alle Aufgaben allein bewältigen kannst. Du musst lernen, Dinge abzugeben, die außerhalb deiner Kompetenzen und Kernaktivitäten liegen. Deine Partner können, je nachdem wie dein Geschäftsmodell aussieht, Lieferanten, Dienstleister oder bestimmte Produzenten sein.

Für dich als Blogger sind die wichtigsten Partner die Anbieter für Webhosting und Domain bzw. die entsprechenden Blogging-Plattformen, wenn du deinen Blog nicht selber hostetest. Darüber hinaus solltest du Partnerschaften mit anderen Blogs und Influencern aufbauen, die bereits über mehr Reichweite in deiner Zielgruppe verfügen.

Kunden-Beziehung (Customer Relationship)

Wie du deine Kundenbeziehung gestaltest, ist ein wichtiger Bestandteil eines jeden Geschäftsmodells. In diesem Feld geht es deshalb darum, wie du deine Kundenbeziehungen aufbauen und pflegen willst.

Übertragen auf deinen Blog stellt sich in erster Linie die Frage, wie du Leser gewinnen willst. Noch viel wichtiger ist allerdings, wie du deine Leser binden und im besten Fall eine Community formen kannst.

Kosten (Cost Structure)

Kaum ein Geschäftsmodell funktioniert ohne Investitionen. Kosten entstehen in erster Linie aus deinen wertschöpfenden Aktivitäten, Ressourcen und Partnerschaften. Eine Auflistung deiner Kosten erstellst du daher am einfachsten, indem du nochmal einen Blick auf diese drei Felder wirfst.

Typische Kosten, die beim Betrieb eines Blogs anfallen sind zum Beispiel:

  • Kosten für Webhosting und Domain
  • Kosten für die Gewerbeanmeldung und den Steuerberater
  • Kosten für Stockfotos
  • Kosten für SEO-Tools, Bildbearbeitungsprogramme usw.
  • Kosten für Backlinkseller

Einnahmequellen (Revenue Streams)

Das Feld Einnahmequellen soll die Frage beantworten, woher das Geld in deinem Geschäftsmodell kommt. In den meisten Fällen gibt es mehrere Wege, um mit dem selben Wertversprechen Geld zu verdienen.

Auch die Einnahmequellen von Blogs sind vielfältig und die Umsätze der meisten Blogs bestehen aus mehreren verschiedenen Quellen.

Beispielhafte Einnahmequellen eines Blogs sind:

  • Vermarktung von Werbeflächen
  • Teilnahme an Partnerprogrammen
  • Platzierung bezahlter Artikel
  • Verkauf eigener Produkte oder Kurse
  • Vergütung durch die VG Wort

Daneben bieten sich im Rahmen des Content-Marketing jedoch auch völlig andere Möglichkeiten an, Geld mit deinem Blog zu verdienen. So können über einen Blog zum Beispiel Kunden für spezifische Dienstleistungen gefunden und akquiriert werden. Eine vollständige Liste der Möglichkeiten, mit einem Blog Geld zu verdienen findest du in diesem Artikel.

Fazit: Wer braucht ein Business Model Canvas?

Das Business Model Canvas eignet sich für jeden der unternehmerisch tätig ist und sich Klarheit über sein Geschäftsmodell verschaffen will. Dabei verzichtet es auf Papierkriege und unnötigen Schnickschnack und bringt das Wesentliche auf den Punkt, indem es sich auf neun essenzielle Fragen konzentriert:

  • Wer sind deine Kunden?
  • Wie sieht die Kunden-Beziehung aus?
  • Welches Problem löst du?
  • Was sind deine wertschöpfenden Aktivitäten?
  • Welche Ressourcen werden dafür benötigt?
  • Welche Vertriebs- und Kommunikations-Kanäle werden verwendet?
  • Wer sind deine Geschäftspartner?
  • Welche Kosten entstehen dabei?
  • Welche Einnahmequellen gibt es?

Auch als Blogger kann es Sinn ergeben, dich mit dem Business Model Canvas zu beschäftigen. Es gibt dir die Möglichkeit, verschiedene Optionen durchzuspielen und neue Geschäftsmodelle zu finden. Grundvoraussetzung hierfür ist, dass du deinen Blog nicht allein zum Spaß führst, sondern diesen als Online-Business betrachtest.

Andreas Mühlbauer Porträt

Über den Autor:

Andy ist der Gründer von Digitales Mojo und der festen Überzeugung, dass jeder von uns Wissen in sich trägt, um das Leben anderer lebenswerter und besser zu machen. Auf seinem Blog hilft er Coaches, Beratern und Dienstleistern Tag für Tag dabei, ihr Content-Marketing aufs nächste Level zu bringen.

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2 Kommentare zu „Business Model Canvas: Businessplan für den Blog im Miniformat“

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